Das darfst du nicht

„Das darfst du nicht“, sagte der Vater. Gläubig blickte der Kleine zu ihm auf und lies es sein. „Dafür bist du noch zu klein“, erklärte die Mutter. Respektvoll zog er sich zurück. „Auch das ist nicht gut“, erzog ihn der Vater. „Und jenes nicht recht“, erzog ihn die Mutter. „Wenn große Leute sprechen, sagen die Kinder nichts“ ,ermahnt man ihn.

Also schwieg er bescheiden. „Gib dich nicht so dumm!“, rügte der Lehrer. Und der Junge ließ das Fragen. „Er ist so linkisch und gar nicht gesprächig“, langweilten sich die Mädchen. Das munterte ihn auch nicht auf. „Sitz nicht im Haus herum!“ ,rügte der Vater. “Was suchst du auf der Straße?“, rügte die Mutter. „Er scheint verklemmt“, meinte der Arzt. „Verschlossen!“ sagte der Lehrherr. „Verträumt. Was soll aus ihm werden?“ „Kann ihn nicht brauchen“, urteilte der Chef. „Vergrämt mir die Kundschaft. Spricht kaum. Kein eigener Kopf. Fragt aber auch nichts. Seltsamer Kauz!“ „Organisch gesund!“, sagte der Arzt. „Und war so ein hübsches Kind“, flüstern die Nachbarn. „Alles kümmerte sich um ihn.“ Die Familie, die Schule, nichts fehlte ihm. Aber er wird mit dem Leben nicht fertig. Arme Eltern!“

Theo Schmich, zit. Bei N. Peseschkian