Die üble Nachrede

Ein Nachbar hatte über Herrn Künzelmann schlecht geredet und die Gerüchte waren bis zu Künzelmann gekommen.

Künzelmann stellte seinen Nachbarn zur Rede. „Ich werde es bestimmt nicht wieder tun“, versprach der Nachbar. „Ich nehme alles zurück, was ich über dich erzählt habe!“ Kün- zelmann sah ihn ernst an. „Ich werde dir verzeihen“, erwiderte er. „Doch jede böse Tat verlangt ihre Sühne.“ „Ich bin gerne zu allem bereit“, sagte sein Nachbar reumütig.

Künzelmann ging in sein Schlafzimmer und kam mit einem großen Kopfkissen zurück. „Trag dieses Kissen in dein Haus”, sagte er. „Dann schneide ein Loch in das Kissen und komm wieder zurück, indem du unterwegs immer eine Feder nach rechts, eine Feder nach links wirfst. Das ist der 1. Teil der Sühne!“

Der Nachbar machte es so wie gewünscht. Als er wieder vor Künzelmann stand und ihm die leere Kissenhülle überreichte, fragte er: „Und der zweite Teil meiner Buße?”
„Gehen jetzt wieder den Weg zu deinem Haus zurück und sammle alle Federn wieder ein!” Der Nachbar stammelte verwirrt: „Ich kann doch unmöglich all die Federn wieder einsammeln! Ich streute sie wahllos aus, warf eine hierhin und eine dorthin. Inzwischen hat der Wind sie in alle Himmelsrichtungen getragen. Wie könnte ich sie alle wieder ein- fangen?”

Künzelmann nickte ernst: „Genau so ist es mit der üblen Nachrede und den Verleumdun- gen. Einmal ausgestreut, laufen sie durch alle Winde, wir wissen nicht wohin. Wie kann man sie also einfach wieder zurücknehmen?“